Die Deutsche Post wird zum Automobilhersteller

Die Deutsche Post wird zum Automobilhersteller

Es begann als ein ehrgeiziges Projekt der RWTH Aachen und einer Reihe mittelständischer Unternehmen. Die Idee war es, ein innerstädtisches Elektrofahrzeug zu entwickeln, welches nur 5.000 Euro plus Batteriemiete kosten sollte. Der Plan ging auf und im Jahre 2014 war der erste Prototyp dieses Fahrzeugs fertiggestellt. Zur gleichen Zeit suchte die Deutsche Post nach einem Partner, der für ihre Flotte Elektrofahrzeuge baut, die günstig sein mussten und nur auf Kurzstrecken eingesetzt werden sollen. Alle großen Automobilhersteller lehnten dankend ab, „günstig“ und „Kurzstrecke“ waren Attribute, die ihrer Meinung nach nicht wirtschaftlich waren. Auf ein ähnliches Problem stießen die Aachener Forscher und Jung-Autobauer, das Interesse der Industrie war sehr gering an ihrem ehrgeizigen Projekt. Es wurde als nicht rentabel und nicht zukunftstauglich abgekanzelt.

Es sollte ganz anders kommen

Die Deutsche Post wurde im Jahre 2013 auf das Team in Aachen aufmerksam und kaufte es schließlich im Jahre 2014. Gemeinsam wird nun der sogenannte Streetscooter in Aachen produziert. Hierbei handelt es sich um einen rein elektrisch betriebener Transporter, der für die innerstädtischen Kurzstrecken konzipiert ist. Also genau das, was die Post, die anderen Logistikunternehmen sowie auch die Handwerker und lokalen Händler und Geschäftsleute brauchten. Seien es nun Konditoren, die welche deine Torte auf Bestellung backen, die dann ausgeliefert werden muss oder Installateure, die ihren Kunden die Heizung reparieren. Sie alle sind auf Fahrzeuge dieses Typs angewiesen.

Im Jahre 2016 war es dann soweit und die ersten 1900 Streetscooter liefen in Aachen vom Band und konnten die Arbeit im Dienste des Kunden aufnehmen. Die Konzeption des Streetscooters überzeugte sehr schnell weitere potenzielle Kunden im In- und Ausland. Für das Jahr 2017 lag das Produktionsziel bei 10.000 Einheiten, im September lag man aber bereits bei über 15.000 verkauften Streetscootern. Die Nachfrage ist riesig und es tauchen immer mehr Interessenten auf, die vorher keiner auf dem Schirm hatte. So hat zum Beispiel der Fischhändler Deutsche See gleich 80 Fahrzeuge auf einmal bestellt, hier musste allerdings noch eine Kühlanlage installiert werden. Dies gelang ohne nennenswerte Verluste in der Leistung oder Einbußen bei der Reichweite.

Neue Produktionsstätten geplant

In der Nachbarstadt Aachens, in Düren, entsteht ein weiteres Werk zur Produktion des Streetscooters. Der Preis liegt bei einem vollausgestattetem Model bei ungefähr 40.000 Euro. Ein Transporter von VW oder Mercedes mit einem Otto-Motor ist oft teurer und die Vorteile, die dieser Antrieb bringt, werden im Nahverkehrs-Einsatz einfach nicht benötigt. Die Erfolgsgeschichte dieses Projektes ist damit noch lange nicht zu Ende, die Deutsche Post plant noch Großes mit dem Streetscooter. Er soll eine weltweite Erfolgsgeschichte werden und die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn der Streetscooter rollt bereits tausendfach über die Straßen und man sammelt auf diese Weise wertvolle Erfahrung. Gleichzeitig ist das Unternehmen nicht wie seine Konkurrenz in irgendwelchen Markenphilosophien gefangen, beim Streetscooter können ganz neue Wege eingeschlagen werden. Die bisherige Kundschaft überzeugt dieses Projekt und auch innerhalb der Deutschen Post ist aus dem Streetscooter ein wichtiger Bestandteil des ganzen Unternehmens geworden.

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